Bestandteile des Taekwon-Do

Formenlauf (Hyong)

Die Hyong im traditionellen Taekwon-Do stellt eine Auseinandersetzung mit imaginären Gegnern dar, bei der speziell Gedächtnis, Koordination und Atmung geschult werden. Sie ist eine vorgeschriebene Reihenfolge von Abwehr- und Angriffstechniken, in deren Darstellung und Interpretation sich die Persönlichkeit des Ausführenden wiederspiegelt.

Dieses Formentraining ermöglicht es dem einzelnen auch schwierige Techniken zu trainieren und zu perfektionieren, ohne dabei andere zu verletzen oder zu gefährden.

Die Namensgeber der einzelnen Hyongs sind Persönlichkeiten aus der Geschichte Koreas. Ihre Schrittmuster enthalten häufig Hinweise auf geschichtliche Ereignisse, auch die Anzahl der Bewegungen hat oft eine tiefere symbolische Bedeutung.

Kampf (Taeryon)

Taeryon sind alle Übungsformen, in denen die erlernten Angriffs- und Verteidigungstechniken gegen einen oder mehrere sich bewegende Angreifer angewendet werden.

Eine wichtige Übungsform ist dabei der Ein-Schritt-Kampf (Ilbo Taeryon). Der Angriff des Gegenüber besteht in nur einer vorher festegelegte Technik (üblicherweise ein Fauststoß in Kopfhöhe- Sangdan Chirugi). Die Abwehr wird vom Verteidiger frei gestaltet, wobei besonderes Augenmerk auf Kontrolle und stimmige Zusammensetzung der Bewegungen gelegt wird, selbstverständlich kontaktlos!

Abwandlungen existieren in der Form des Ibo Taeryon und Sambo Taeryon (2- und 3-Schritt-Kampf).

Der Freikampf (Chayo Taeryon) ist die unmittelbare Konfrontation mit einem Gegner und wird ohne Kontakt ausgetragen. Alle Techniken müssen rechtzeitig vor dem Partner abgestoppt werden, ohne diesen zu verletzen. Gegenüber dem Vollkontaktkampf anderer Systeme, bei dem die Vielzahl der möglichen Bewegungen nur auf einige wenige, punktebringende Techniken beschränkt sind, wird durch den kontaktlosen Freikampf im traditionellen Kwon, Jae-Hwa Taekwon-Do die volle Breite aller Bewegungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Diese Art des Freikampfes, dessen Sinn das geistige Aufbauen und nicht das körperliche Zerstören ist, fördert vor allem die Kreativität des Ausführenden. Der Schüler lernt, Verantwortung zu übernehmen und für seine Handlungen und Ansichten einzustehen.

Die strenge Reglementierung soll die Übenden optimal schützen und zu Disziplin, Fairness und Höflichkeit – auch im Rahmen einer Auseinandersetzung – beitragen. Der Kampf im Taekwon-Do fördert Ausdauer, Kreativität und Wahrnehmungsfähigkeit; Mut und Widerstandskraft werden trainiert.

Man lernt den Respekt vor der Persönlichkeit des Partners ebenso wie die Fähigkeit, reflexartig und entsprechend auf unvorhersehbare Aktionen zu reagieren.

Bruchtest (Kyek Pa)

Da die Techniken wegen der damit verbundenen Gefahren für einen Gegner nicht am Menschen trainiert werden, bedient man sich zum Test der Effektivität des Erlernten des Bruchtestes. Hier wird mit Hand- und Fußtechniken Materie (Holz und Stein) zerschlagen; nicht zum Selbstzweck, sondern zur Perfektionierung der Technik und zur Stärkung des Selbstvertrauens. Der Bruchtest ist kein Element des täglichen Trainings, vielmehr dient er dem Übenden als Prüfung des bisher Erreichten.

Gymnastik – (CE SOO)

Funktionsgymnastische Übungen sind ein wichtiger Bestandteil jeder Trainingseinheit, da die hohe technische Vielfalt des Taekwon-Do erst durch eine hervorragende Körperbeherrschung ermöglicht wird.

Diese Übungen stellen den Erhalt und die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit sicher und beugen Verletzungen vor.
Ebenso wird dadurch das Koordinationsvermögen und die Flexibilität trainiert.
Körperhaltung und Körpergefühl werden wesentlich verbessert.

Darüber hinaus hat die Gymnastik aber noch weitergehende Auswirkungen, denn sie fördert das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit. Sie ist somit die Grundlage für einen widerstandsfähigen und flexiblen Körper auch im Alter.

Zuletzt steigert die Gymnastik die Sicherheit des einzelnen:

So sinkt das Verletzungsrisiko im täglichen Leben, z.B. bei Stürzen, nachdem man gelernt hat, sich natürlich zu bewegen.

Selbstverteidigung – (HOSINSUL)

Die Kunst dem Angreifer auszuweichen, ohne ihn zu verletzen. Hosinsul setzt da an wo Schlag und Tritttechniken aus Gründen der Verhältnismäßigkeit nicht angebracht wären. Die Selbstverteidigung ist geprägt von umfassenden Abwehr- und Kontertechniken sowie eine Vielzahl von befreienden oder fixierenden Hebelbewegungen. Ebenso werden Techniken zur Abwehr von Schlag- und Stichwaffen (Stock, Messer) im Taekwon-Do gelehrt.

Im täglich Unterrichtsprogramm allerdings spielt die Selbstverteidigung eher eine untergeordnete Rolle, vielmehr ist die Fähigkeit, sich selbst verteidigen zu können, in erster Linie das Ergebnis konsequenten Trainings der anderen 4 Hauptaspekte.